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Ich weiß gar nicht, wie oft ich diesen Satz höre oder lese und auch die reflexartige Weiterführung: "Ich habe jetzt Heunetze mit 3 cm Maschenweite gekauft und Stroh auch reduziert."
Da geht mir immer wieder der Hut hoch! Ein Pferd ist ein Fresswanderwild, dessen Verdauungsorgane darauf ausgelegt sind, fast ständig (16-18 Stunden täglich) mit Futter versorgt zu werden.

Wir haben unseren Pferden die Haltungsform aufgezwungen, in der sie leben. Also sind wir auch dafür verantwortlich, wenn sie fett werden. Entweder, weil wir zu viel füttern oder zu wenig bewegen. Oft ist es eine Kombi aus beidem. Da wird 24/7 Heu gefüttert, dazu Stroh satt, dazu noch Müsli, Äpfel, Karotten, ein Leckerli hier und dort und das Mineralfutter muss ja auch noch irgendwie ins Pferd. Bewegt wird das gute Tier aber maximal 3 Mal in der Woche und dann auch bevorzugt bei entspannter Bodenarbeit (die häufig auch sofort abgebrochen wird, wenn das erste gute Ergebnis da ist - oft also nach 5 min). Und der Stall ist meistens auch nicht gerade dazu ausgelegt, dass ein Pferd sein Bewegungsbedürfnis selbst befriedigen und tagsüber mehrere Kilometer gehen oder mal mit den Kumpels richtig losspurten könnte. Denn oft werden die Lauftiere auf Flächen von max. 2000 m² gehalten.

Fazit: Das Pferd nimmt stetig zu. Übergewicht bedeutet für ein Pferd aber immer WENIGER LEBENSZEIT!
Das zusätzliche Gewicht belastet Knochen, Gelenke, Sehnen und Muskeln, die reduzierte Bewegung, die dadurch erfolgt (denn kein dickes Pferd bewegt sich gerne) führt zu verminderter Durchblutung und Unterversorgung der Lunge.

Das Allheilmittel ist für viele "Heunetze mit minimaler Maschenweite". Das führt dann zusätzlich dazu, dass die Pferde frustieriert werden, weil sie zu wenig Heu bekommen und dadürch oft auch aggressiv reagieren. Zusätzlich besteht das Problem, dass der Magen bei Beginn des Fressens Magensäure produziert und es ihm egal ist, ob da viel oder wenig Heu die Speiseröhre runterrutscht. Kommt nur wenig, ist der Magen übersäuert und ruckzuck hat man ein Pferd mit Magengeschwür.

Was ist also das adäquate Mittel gegen fette Pferde?
BEWEGUNG (freilaufend mind. 3-5 Stunden locker schlendernd) und zusätzlich 3-4 Mal wöchentlich 1-2 Stunden leistungsangepasstes Training (Ausritt, Bahnarbeit, Longieren, Freiarbeit, Spazierengehen etc.).
Außerdem gutes Raufutter mit maximalen Fresspausen von 3-4 Stunden.

Wenn Ihr gutes Heu habt, könnt Ihr auf Zusatzfutter (außer Minerallecksteine) gut verzichten. Das braucht Ihr tatsächlich nur, wenn Ihr leistungsmäßig mit Eurem Pferd trainiert (2-3 Stunden täglich), was im Freizeitbereich sicher keiner macht.
Erinnert Euch mal daran, was unsere Pferde früher geleistet haben: den ganzen Tag als Zugtier vor dem Wagen oder im Wald und morgens und abends gab es dann eine große Portion Heu. Und die Pferde sahen wohlgenährt aus und hatten teilweise wahre Muskelberge.

Deshalb: Bietet Euren Pferden die Haltungsform, in der sie gesund bleiben können. Auch wenn das für uns als Mensch häufig viel Aufwand bedeutet (neben Stallarbeit auch noch für Bewegung sorgen), es lohnt sich, denn ihr werdet mit einem gesunden und zufriedenen Pferd belohnt.

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Heike Palmer   |   Grundhof 3   |   56288 Laubach
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